Lisette Model (1901-1983)

Photographien

8. September - 9. Dezember 2017
Eröffnung: Fr, 8. September 2017, 18-21 Uhr

Die Galerie Berinson bietet die einmalige Gelegenheit, besonders seltene Fotografien von Lisette Model aus dem eigenen Nachlass der Künstlerin zu sehen.

Lisette Model, 1901 als Elise Amelie Felicie Stern in Wien geboren, ist eine der Hauptfiguren der modernen, künstlerischen Fotografie. Ihre Arbeit beeinflusste Fotografen wie Diane Arbus, Larry Fink oder Nan Goldin.

Lisette Model genoss eine luxuriöse, mehrsprachige Erziehung und zeigte früh Interesse an Musik. Sie studierte ab 1920 zwei Jahre an der privaten Schwarzwald-Schule Harmonielehre bei dem Komponisten, Maler und Vater ihrer Jugendfreundin Gertrude Arnold Schönberg sowie Gesang bei Marie Guntheil-Schoder in Wien. Nach dem Tod des eigenen Vaters ging die Familie 1926 nach Frankreich und pendelte zwischen Paris und Nizza.

Anfangs setzte sie in Paris noch ihre Gesangsausbildung fort, entschied aber 1933 Fotojournalistin zu werden. Es kann nur vermutet werden, warum Model beschloss, ihre Musikkarriere zu beenden: möglicherweise war sie nicht überzeugt genügend Anerkennung zu erlangen, war der Musik überdrüssig oder spürte den Druck ein Handwerk erlernen zu müssen, um Geld zu verdienen. Selbst hat sie das nie offenbart. Models jüngere Schwester, Olga, selbst professionelle Fotografin, brachte ihr die ersten Schritte bei. Auch die Freundin und Fotografin Rogi André, André Kertész’ Frau, beeinflusste sie und zeigte ihr den Umgang mit speziellen Spiegel-reflexkameras.

1934 entstand Models bekannteste Fotoserie über die Nobel-Urlauber an Nizzas Promenade des Anglais, die 1935 mit einem sozialkritischen Kommentar in Regards erschien, einer Zeitschrift der kommunistischen Partei. Diese Serie wurde zwar kritisiert, brachte ihr aber auch die Anerkennung bedeutender Fotografen wie Berenice Abbott, Anselm Adams oder Edward Weston ein.

In Nizza lernte sie den russischen Maler Evsa Model kennen, den sie 1936 heiratete. Gemeinsam emigrieren sie 1938 in die USA, wo Model Verbindungen zu einflussreichen Persönlichkeiten wie Alexei Brodovitch, dem Art Director von Harper’s Bazaar, oder den Fotografen Ansel Adams und Berenice Abbott hatte. 1940 kaufte das Museum of Modern Art in New York erste Fotografien von Lisette Model und zeigte sie in einer Gruppenausstellung.

Model war bis 1952 als freie Pressefotografin tätig, ihre Arbeiten erschienen regelmäßig in Harper’s Bazaar, Cue, PM Weekly oder Cosmopolitan. Sie fotografierte in New Yorker Bars, Hotels und Edel-Restaurants, am Strand von Coney Island oder den Straßen von Paris und Nizza sowie auf exklusiven Modenschauen. Auch entstanden formalistische Arbeiten wie die Schaufenster-Spiegelungen und Laufende Beine. 1952 begann sie eine Jazz-Fotoserie, portraitierte unter anderem Louis Armstrong und Ella Fitzgerald.

Mitte der 1950er Jahre wandte sich Model von der aktiven Fotografie ab, da ihr amerikanische Behörden kommunistische Aktivitäten unterstellten, neue Aufträge verhinderten und ihre Arbeit lähmten. Sie begann 1949 Fotografie an der California School of Fine Arts zu unterrichten und ab 1953 bis zu ihrem Tod an der New School for Social Research in New York City. Ihre bekanntesten Schüler waren Diane Arbus und Bruce Weber.