Hugo Erfurth

Hugo Erfurth (1874 – 1948)

3. Mai - 26. Juli 2014
Eröffnung: Fr, 2. Mai 2014, 18-21 Uhr

Mit über 40 Bildnissen würdigt die Galerie Berinson den bedeutendsten deutschen Porträtphotographen des 20. Jahrhunderts, Hugo Erfurth. Dem Künstler wird damit in Berlin erstmals eine Einzelausstellung gewidmet.

Schon die Liste der zusammen getragenen Portraits belegt Erfurths hohen Stellenwert als Lichtbildner und seine exzellenten Verbindungen zu den zentralen kulturellen und gesellschaftlichen Persönlichkeiten der Epoche. Tatsächlich erweist sich seine „Galerie der Köpfe meiner Zeit“, die er seit 1923 in eigenen Worten mit gewisser Planmäßigkeit vervollständigte als bemerkenswert umfassend. Nicht nur bildende Künstler, wie Paul Klee und Schriftsteller wie Gerhart Hauptmann sondern auch Gelehrte und Wissenschaftler wie Max Planck oder Politiker wie der junge Konrad Adenauer hat Erfurth portraitiert.

Begonnen hat Erfurth seine Laufbahn 1896 in Dresden zunächst als konventioneller Berufsphotograph. Schon bald sollte er sich jedoch der Kunstphotographie zuwenden. Das über vier Jahrzehnte umspannende Werk ist entsprechend von den zwei wichtigsten künstlerischen Grundströmungen des beginnenden 20. Jahrhunderts bestimmt, deren Spektrum sich in der Ausstellung in allen Facetten nachvollziehen lässt.

Die Portraits von Heinrich Zille und Hans Thoma verweisen in Gestalt und Technik zunächst recht eindeutig auf die wohl wichtigste photographische Kunstrichtung des frühen 20. Jahrhunderts, den Piktoralismus, welcher sich durch gestaltete Hintergründe, malerische Helldunkeleffekte und dramatischen Ausdruck in aufwändigen Edeldruckverfahren auszeichnet. Auch das älteste gezeigte Portrait, eine Frontalaufnahme des Malers Wilhelm Claus, ist diesem Typus zuzuordnen und entstand 1908 zwei Jahre nach Erfurths Umzug in das ehemalige Empireschlösschen des Grafen Lüttichau in der Dresdner Innenstadt, welches als repräsentatives Atelier bald zum Zentrum des städtischen Kulturlebens werden sollte.

1922 schloss Erfurth seinem Atelier ein Graphisches Kabinett an, das mit einer Ausstellung des graphischen Werkes von Oskar Kokoschka eröffnet wurde. Tatsächlich besaß der Photograph eine umfangreiche Sammlung vor allem jüngerer Kunst, welche er mitunter als Zahlungsmittel für seine Bilder akzeptierte.

Dass der nach Ende des Ersten Weltkrieges bereits gereifte Künstler sich den neuen Strömungen seiner Zeit nicht verschloss und den Kontakt zur jüngeren Generation suchte, belegt eine inzwischen fast ikonischen Aufnahme von Oskar Kokoschkas: Der reduzierte Bildausschnitt, die gleichmäßige Ausleuchtung, der monochrome, weiße Hintergrund und die unsentimentale Haltung entsprechen den Ansprüchen der Neuen Sachlichkeit, während die verwendete Technik des Bromöldruckes, die Erfurth während seiner gesamten Berufslaufbahn nie ganz aufgab, dazu in Widerspruch zu stehen scheint. Auch die berühmten Porträts von Käthe Kollwitz oder Heinrich George lassen in ihrer kühlen Klarheit die Nähe zur Neuen Sachlichkeit erkennen.

Eine Serie von Kontaktabzügen zu Christian Rohlfs vermittelt Einblick in den Ablauf der Porträtsitzungen. Nicht eine Pose, sondern unterschiedliche Einstellungen und Haltungen wurden im Verlauf der recht langen Sitzungen ausprobiert. Die Entscheidung über das gültige Bildnis hat man erst im Anschluss gefällt.

Repräsentativ für einen Seitenzweig seines Schaffens ist eine Photographie von Palucca Sprung, welche, wie vier weitere Fotos der Ausstellung, aus der berühmten Sammlung Kirchbach stammt. Schon während des ersten Weltkrieges begann Erfurth mit Tanz- und Theateraufnahmen, wobei er mit seinen in Bewegung festgehaltenen Aufnahmen die Grundprinzipien der Gattung, wie sie beispielsweise von Charlotte Rudolph fortgesetzt wurde, vorweg nahm. Seine Bilder von Mary Wigman sollten Wassily Kandinsky als Vorbild seiner Tanzfiguren dienen.

Auch Aufnahmen aus der Spätzeit seines Schaffens sind in der Ausstellung vertreten. Lovis Corinth und Lyonel Feininger setzten die Liste der bekannten Namen fort. Das jüngste Porträt von 1946 zeigt den Maler Hans Grundig.

1943 wurde das Archiv des seit Mitte der 30er Jahre in Köln ansässigen Portraitisten zerstört. Nicht zuletzt aufgrund dieses historischen Verlustes haben seine Aufnahmen ausgesprochenen Seltenheitswert. Der über Jahre zusammengetragenen und gänzlich auf eigenen Beständen basierenden Präsentation in der Galerie Berinson kommt damit eine Sonderstellung zu. Seltene Graphiken, ein Photogramm und ein Plakat vervollständigen den Werküberblick.

Wir würden uns freuen, Sie zur Ausstellungseröffnung am Freitag, den 2. Mai, 18-20 Uhr bei uns begrüßen zu dürfen und stehen für Rückfragen und Bildmaterial gerne zu Ihrer Verfügung.